
Wie soll die Kaiserin Zita genannt werden?
Während ihres irdischen Lebens war Zita nacheinander Prinzessin, Erzherzogin, Kaiserin und Königin.
Je nach Landesgepflogenheiten (protokollarische Anrede bzw. Höflichkeitsformen) wurde sie unterschiedlich betitelt. Im Übrigen maß sie dem Protokoll großen Wert bei, nicht aus eitler Ruhmessucht, sondern aus Respekt für das Amt, das sie ausübte, im Bewusstsein, dass sie es von Gott selbst empfangen hatte.
Ihre schönsten Titel sollte sie jedoch posthum erhalten:
- „Zita, ein sterblicher und sündiger Mensch“: bei der Beisetzung der Dienerin Gottes am 1. 4. 1989 in Wien hielt der Sarg vor der Pforte zur Kapuzinergruft inne. Von innen erklang die Frage eines Kapuziners: „Wer begehrt Einlass?“ Nach zweimaliger Aufzählung aller Titel der Verstorbenen und zweimaliger Ablehnung bat der Zeremonienmeister mit diesen demütigen Worten um Einlass... und die Pforte öffnete sich.
- Dienerin Gottes: von der katholischen Kirche verwendete Bezeichnung von Personen ab Aufnahme eines Seligsprechungsprozesses. Zita wird daher seit dem 10. Dezember 2009 als Dienerin Gottes bezeichnet.
Der Verein macht sich dafür stark, dass diese Liste, so Gott will, eine Fortsetzung finden möge: Ehrwürdige, Selige… und Heilige.
Diese von der katholischen Kirche verliehenen Titel entsprechen der Conclusio verschiedener Phasen des Selig- und Heiligsprechungsprozesses. Im Augenblick halten wir als Bezeichnung „Dienerin Gottes Zita“ oder ganz einfach „Zita“ in Erinnerung daran fest, dass sie wie wir alle „ein sterblicher und sündiger Mensch“ bleibt.
Warum diese und nicht eine andere Frau seligsprechen?
Alle Christen sind zur Heiligkeit berufen.
„Die Würde der Laien erschließt sich uns voll, wenn wir die erste und fundamentale Berufung betrachten, die der Vater in Jesus Christus durch den Heiligen Geist an einen jeden von ihnen richtet: Die Berufung zur Heiligkeit, das heißt zur Vollkommenheit in der Liebe. Der Heilige ist das vollkommenste Zeugnis der Würde, die dem Jünger Christi verliehen wurde.“
Papst Johannes Paul II., Christifideles laici (16)
Bei den Auserwählten geht es der Kirche vor allem darum, für möglichst viele Menschen ein „Zeichen zu setzen“, jeweils durch ein Vorbild der Heiligkeit am Ende eines Prozesses, der sich auf (mindestens) ein „Zeichen“ (Wunder) stützt, das über die Fürsprache der so geehrten Person erreicht wurde.
Es handelt sich weder um eine „Zulassung mit dokumentarischem Nachweis“, noch um ein „Casting“, sondern um eine offizielle Anerkennung durch die Kirche, die von den Gläubigen als eine Aufforderung zu verstehen ist, durch Vermehrung der ihnen anvertrauten Talente ihrerseits nach Heiligkeit zu streben.
Seit den Anfängen des Christentums kommen die Heiligen „aus allen Nationen, Stämmen, Völkern und Sprachen“ (Offb 7,9). Eine Positio „für“ ist keineswegs ein Vorteil. Im Falle von Zita wird ihr Leben als Mutter, Gattin und Landesfürstin dem Urteil der Kirche unterbreitet, ein einzigartiges Leben nach dem Plan Gottes wie jedes Menschenleben einzigartig ist; der Kandidaten gibt es viele mehr.
„Gott beruft uns alle zu dieser innigen Vereinigung mit ihm. Besondere Gnaden oder außerordentliche Zeichen dieses mystischen Lebens werden nur Einzelnen gewährt, um die uns allen geschenkte Gnade sichtbar zu machen.“
Katechismus der katholischen Kirche, 2014.
Genügt es nicht, dass ihr Gatte, Kaiser Karl, bereits seliggesprochen ist?
Die Seligsprechung (und umso mehr die Heiligsprechung) von Eheleuten durch die katholische Kirche bleibt eine Ausnahme. Bis dato wurden:
Luigi und Maria Beltrame Quattrocchi von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen (am 21. Oktober 2001, Tag des 90. Jahrestags der Vermählung von Karl und Zita),
Louis und Zélie Martin, Eltern der Heiligen Therese vom Jesuskind, von Papst Franziskus am 18. Oktober 2015 anlässlich der Familiensynode heiliggesprochen.
Karl wurde am 3. Oktober 2004 (letzte Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II.) seliggesprochen, weil er „als Staatsmann und Christ es als entscheidende Aufgabe angesehen hat, in allem Gottes Willen zu suchen, zu erkennen und danach zu handeln“ (vgl. Predigt bei seiner Seligsprechung), aufgrund seines Engagements für den Frieden im Ersten Weltkrieg. „Kaiser Karl verstand sein Herrscheramt als heiligen Dienst an seinen Völkern“ (ibid). Ohne dem souveränen Urteil der Kirche vorgreifen zu wollen, ist das christliche Leben der Ehegatten Karl und Zita von Österreich ebenfalls vorbildlich. Es würde Einiges dafür sprechen, die beiden Causen zu vereinen. Solange Zita jedoch nicht seliggesprochen ist, bleiben sie getrennt.
Wie dem auch sei, sind diese drei bewundernswerten Ehepaare bereits Fürsprecher und Vorbilder für alle Eheleute.
Warum diese Bemühungen, eine Ende des 19. Jahrhunderts geborene Prinzessin seligzusprechen, wo doch auch vielen anderen zeitgenössischen, anonymen Christinnen diese Ehre gebühren würde?
Der Antrag stellende Verein fördert die Causa der Seligsprechung, um dem Wunsch zahlreicher Personen nachzukommen, die Zita durch ihr Leben berührt hat. Die Causa ist vor allem ein spiritueller Prozess, um das Leben eines Menschen bekannt zu machen, der gewiss Hoheitsaufgaben in dieser Welt wahrgenommen und in einem ganz bestimmten historischen Umfeld gelebt hat, bezweckt jedoch keinesfalls, sich nostalgisch der Vergangenheit, die hinter uns liegt, zuzuwenden.
Das Ziel des Vereins besteht ganz klar darin, Christen aufzurufen, in ihrem heutigen Leben dem Ruf der Heiligkeit, den sie genau wie seinerzeit die Dienerin Gottes erhalten haben, zu folgen. Wie einst Otto, der älteste Sohn von Karl und Zita schrieb: „Nehmen Sie die Vergangenheit. Wenn Sie sie nur bewundern und nichts ändern, werden Sie am besten Gelehrter oder Friedhofswächter. Sie erweist sich jedoch von großer Stärke, wenn sie als Ausgangspunkt für die Zukunft dient.“ (aus „Mémoires d’Europe“).
Warum Solesmes?
„Die Beziehungen der Dienerin Gottes zu Frankreich sind nicht nur auf die Herkunft ihrer Familie, sondern auch die Verbundenheit mit den beiden Klostern von Solesmes zurückzuführen. Unter den Nonnen weilte auch ihre Großmutter, Adelheid von Braganza, Königin von Portugal, die nach dem Tod ihres Gatten, Benediktinerin im Kloster Solesmes wurde; drei der Schwestern Zitas folgten ebenfalls diesem Beispiel.
Das Kloster der Heiligen Cäcilie von Solesmes war für Kaiserin Zita inmitten all ihrer Prüfungen ein spiritueller Anker, der ihr ein Bedürfnis war. Sie wurde Oblatin der Abtei Saint-Pierre und verbrachte häufig, fast jedes Jahr, mehrere Monate in Solesmes. Durch ein Indult von Papst Pius XII. war es ihr gestattet, sich auch in der Klausur von Sainte-Cécile aufzuhalten.
Die Nonnen haben stets darauf verwiesen, wie diskret und einfach Ihre Majestät in der Klausur gelebt hat. Sie war stets darauf bedacht, das Klosterleben in keinster Weise zu stören, und hielt sich streng an die Schweigeregeln. Sie nahm mit vorbildlicher Regelmäßigkeit an den Chor-Messen teil, brachte lange Stunden betend und lesend zu und half den Nonnen bei ihren täglichen Aufgaben. Für sie bedeuteten die Aufenthalte in Solesmes zugleich Ruhe, spirituelle Einkehr und frohe Momente zusammen mit ihren Schwestern. Nachdem sie infolge der Einwände ihrer Kinder nicht selbst Nonne werden konnte, hat sie mehreren jungen Berufungen, vor allem im Baskenland, den Weg ins Kloster Sainte-Cécile gezeigt.
Daraus erklärt sich zum Teil, warum die Causa ihrer Seligsprechung in der Diözese Le Mans eröffnet wurde.
Ehrwürdiger Vater Dom Dupont, Abt von Saint-Pierre de Solesmes
Zita, Princesse servante
Ein Film mit dem Titel „Zita, Princesse servante“ (Zita, dienende Prinzessin) von Carine Poidatz, eine Koproduktion des katholischen Fernsehsenders KTO, Les bons clients und des Vereins für die Selig- und Heiligsprechung der Kaiserin Zita, berichtet über das Leben der Kaiserin und präsentiert Zeugnisse von Familienangehörigen und Menschen, für die sie ein Vorbild darstellt.
